Trotzphase? Wutanfälle bei Kleinkindern? Totaaal normaaal!
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In den meisten Artikeln zum Thema Wutanfälle bei Kleinkindern finden Sie jede Menge Fakten. Ich bin aber der Meinung, dass Fakten allein bei diesem Thema nicht so richtig weiter helfen. Was dagegen wirklich hilft, ist aus meiner Sicht „verstehen“. Aus diesem Grund versuche ich in diesem Artikel immer wieder zu beschreiben, wie das Ganze aus Sicht Ihres Kindes aussieht.
Dadurch ist der Artikel eeetwas länger geworden… wollt ich nur gleich erwähnen, damit Sie Bescheid wissen :-). Mein Ziel ist es, dass Sie Ihr Kleinkind besser verstehen und dadurch besser mit den Wutanfällen umgehen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir das gelingt.
Inhaltsverzeichnis
Was versteht man unter Trotz, Wut und Autonomie bei Kleinkindern?
Beim Thema Wutanfälle werden sehr viele unterschiedliche Begriffe verwendet, die aber zum Teil nicht den Kern der Sache treffen. Damit Sie Ihr Kind besser verstehen, möchte ich daher kurz die verschiedenen Begriffe erklären.
Folgende Begriffe werden im Zusammenhang mit Wutanfällen bei Kleinkindern verwendet
- Nein-Phase
- Jähzorn, Tobsuchtsanfall
- Trotz, Trotzphase, Trotzanfälle
- Wut, Wutanfälle, Wutausbrüche
- Autonomie, Autonomiephase
Mit der Nein-Phase ist die Zeit gemeint, in der Kleinkinder zu allem und jedem „Nein“ sagen. Manche sagen sogar nein, wenn man sie fragt ob sie ein Eis wollen :-). In dieser Phase stehen die Kleinen mit der Entwicklung ihres eigenen Willens noch ganz am Anfang. Sie haben gerade erst festgestellt, dass sie etwas anderes wollen können als andere Menschen und das üben sie jetzt ausgiebig. Der einfachste Weg einen eigenen Willen zu haben ist, dagegen zu sein. Zu mehr sind die Kleinen erst mal noch gar nicht in der Lage, aber keine Sorge, das kommt schon noch.
Mit Jähzorn oder Tobsucht ist plötzlich auftretende Wut gemeint. Meist wird unterstellt, dass der Zorn unberechtigt oder überzogen und eine Charaktereigenschaft ist. Bei Kleinkindern ist das nicht der Fall. Es gibt immer einen Grund für die Wut – auch wenn dieser für Erwachsene nicht zwingend ersichtlich ist. Kleinkinder haben Wutanfälle, weil sie sich in einer bestimmten psychologischen Entwicklungsphase befinden und nicht, weil sie einen grundsätzlich zornigen Charakter haben.
Bei Trotz ist eine negative Form von Widerstand gemeint. Es wird in der Regel unterstellt, dass jemand etwas ganz bewusst tut, sich ganz bewusst widersetzt, obwohl er weiß, dass es falsch ist und wahrscheinlich sogar provozieren oder ärgern will. Auch das ist bei Kleinkindern nicht der Fall. Sie entscheiden sich nicht bewusst sich zu widersetzen, um jemanden zu provozieren oder zu ärgern. Dazu sind sie noch gar nicht in der Lage. Um jemanden bewusst zu ärgern, muss man in der Lage sein sich in diese Person hineinzuversetzen, um zu verstehen, was die Person ärgern würde (Empathie). Zu so viel Einfühlungsvermögen sind Kinder vielleicht ab ca. 4/5 Jahren in der Lage, davor aber noch nicht. Daraus folgt auch, dass Wutanfälle bei Kleinkindern kein Zeichen für eine schlechte Erziehung sind.
Vielleicht erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang an eine Situation in der Ihr Kind etwas gemacht hat, obwohl Sie „Nein“ gesagt haben und dann frech gegrinst hat. Das ist ein Missverständnis. Die Kleinen wissen manchmal schon, das sie etwas nicht tun dürfen oder merken es spätestens an Ihrer Reaktion. Sie haben dann eine Art schlechtes Gewissen und wollen das wieder gut machen, wissen aber nicht wie. Also lächeln sie, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass Sie dann fast immer zurück lächeln. Es ist als eine Art Entschuldigung gemeint.
Der nächste Gedanke ist vielleicht: Und warum hört es dann nicht gleich auf mich? Kleinkinder haben einen viel stärkeren Drang etwas zu tun als Erwachsene und gleichzeitig können die diesen Drang nur selten oder gar nicht unterdrücken. Daher tun sie oft Dinge, von denen sie eigentlich wissen, dass sie nicht erlaubt sind. Sie können nicht anders.
Wut meint eine sehr heftige Emotion bzw. ein sehr heftiges Gefühl, die/das mit einem Kontrollverlust einhergehen kann. Es tritt als Reaktion auf eine bestimmte Situation auf. Welche Situationen bei einem Menschen zu Wut führen, ist sehr unterschiedlich und auch die Intensität der Wut ist vom Charakter abhängig. Diese Beschreibung trift bei Kleinkindern zu. Sie erleben Wut als ein Gefühl, das sie völlig überrollt, sie wissen nicht was sie dagegen tun können, woher das plötzlich kommt und wie sie da wieder rauskommen können. Während eines Wutanfalls sind Kleinkinder komplett überfordert und können oft nur noch stehen oder liegen und schreien, aber nicht mehr zuhören oder reden oder sonst etwas tun.
Die Autonomiephase meint bei Kleinkindern die Zeit in der sie lernen, dass sie ein eigenes „Ich“ sind, einen eigenen Willen haben und durchsetzen können. In dieser Zeit wollen Kleinkinder so viel wie möglich selber machen, sie möchten selbstbestimmt(er) sein. Autonomie bedeutet nicht, dass keine Fremdbestimmung mehr möglich oder erwünscht ist. Es bedeutet nur, dass Selbstbestimmung in einem gewissen Rahmen möglich sein muss.
Als Beispiel kann man hier ein Orchester verwenden. Jeder Musiker hat seinen Bereich, in dem er bis zu einem gewissen Grad etwas anderes spielen kann als die anderen Musiker. Trotzdem muss er sich an Regeln und Grenzen halten, sonst ist kein Zusammenspiel mehr möglich und das Ergebnis ist eine heilloses, grauenhaft klingendes Chaos. Sogar in der Improvisation folgen Musiker gewissen Regeln, damit es nach was klingt. So können Sie sich das in Ihrer Familie auch vorstellen. Unterschiedliche Musiker, die unterschiedliche Melodien unterschiedlich gut spielen und nun lernen müssen zusammen zu spielen. Natürlich darf da auch einer mal ein Solo haben, aber nicht die ganze Zeit.
Was also auf Kinder zutrifft ist, dass sie im Rahmen der Autonomiephase (psychologischer Entwicklungsschritt) aus ihrer Sicht völlig berechtigte Wutanfälle bekommen können. Inwiefern die Wutanfälle völlig verständlich und damit berechtigt sind, erkläre ich in diesem Artikel.
Wann beginnt die Autonomiephase bei Kindern und wie lange dauert sie?
Die Autonomiephase beginnt oft mit ca. 1,5 – 2 Jahren und endet mit ca. 4/5 Jahren. Mit ca. 3 Jahren erreicht sie bei vielen Kindern ihren Höhepunkt.
Ja, das dauuuert :-)… Kleinkinder müssen einiges lernen, damit die Wutanfälle nachlassen, das geht nicht von heute auf morgen.
Sie müssen lernen,
- dass sie ein eigenes „Ich“ sind.
- dass sie etwas anderes wollen können als andere Menschen.
- wie sie Ihren Willen kommunizieren und durchsetzen können.
- wie sie mit Wut und Frust umgehen können, wenn etwas nicht nach Ihrem Willen läuft oder sie etwas noch nicht selbst können.
- besser zu sprechen, um besser sagen zu können, was sie (nicht) wollen und dass sprechen besser ist als einfach wegnehmen, hauen, treten oder beißen.
- ihre Feinmotorik zu verbessern, so dass sie viele Sachen alleine machen können z. B. die Socken alleine anziehen.
- wie sich eine Situation aus Sicht einer anderen Person darstellt, um etwas einer anderen Person zuliebe tun zu können (Empathie).
- ihre Impulse zu unterdrücken, um etwas nicht tun zu können. Kleinkinder haben sehr starke Impulse bzw. einen starken Entwicklungsdrang, die/der notwendig sind/ist, damit sie so schnell lernen können, wie es in diesem Alter der Fall ist. Wenn sie entscheiden könnten, dass sie sich heute mal nicht entwickeln wollen, würde das nicht funktionieren.
Diese Liste ist mit Sicherheit unvollständig und trotzdem schon ziemlich lang. All diese Fähigkeiten führen dazu, dass die Wutanfälle nachlassen, aber es dauert, bis Ihr Kleinkind sie alle (besser) beherrscht.
Autonomiephase bei 1 Jahr alten Kleinkindern
Manchmal zeigt sich der eigene Wille bei Kindern sogar schon mit einem Jahr. Hier dreht sich die Wut meistens um Dinge, die das Kind nicht haben oder nicht machen darf.
Autonomiephase bei 15 – 18 Monate alten Kleinkindern
Manchmal zeigt sich der eigene Wille bei Kindern sogar schon mit einem Jahr. Hier dreht sich die Wut meistens um Dinge, die das Kind nicht haben oder nicht machen darf.
Autonomiephase bei 2 Jahre alten Kleinkindern
Manchmal zeigt sich der eigene Wille bei Kindern sogar schon mit einem Jahr. Hier dreht sich die Wut meistens um Dinge, die das Kind nicht haben oder nicht machen darf.
Autonomiephase bei 3 Jahre alten Kleinkindern
Manchmal zeigt sich der eigene Wille bei Kindern sogar schon mit einem Jahr. Hier dreht sich die Wut meistens um Dinge, die das Kind nicht haben oder nicht machen darf.
Autonomiephase bei 4 Jahre alten Kleinkindern
Manchmal zeigt sich der eigene Wille bei Kindern sogar schon mit einem Jahr. Hier dreht sich die Wut meistens um Dinge, die das Kind nicht haben oder nicht machen darf.
Die Autonomieentwicklung endet natürlich nicht im Vorschulalter, sondern geht auch im Grundschulalter und später in der Pubertät weiter. Wenn von der Autonomiephase gesprochen wird, ist aber meist die erste Autonomiephase im Kleinkindalter gemeint.
Wie kann ich mir so einen Wutanfall vorstellen?
Falls Sie noch keinen solchen Wutanfall erlebt haben, kann ich Ihnen versprechen, dass Sie ihn sofort erkennen werden, wenn es soweit ist :-). Kinder zeigen ihre Wut sehr deutlich, was daran liegt, dass sie sie noch gar nicht zurück halten können.
Kleinkinder zeigen mindestens folgende Verhaltensweisen
- Brüllen, schreien oder weinen
- roter Kopf
Bei vielen steigert sich die Wut so sehr, dass sie evtl. auch
- um sich schlagen oder treten
- sich auf den Boden werfen
- mit dem Fuß stampfen
- Dinge werfen oder anderweitig kaputt machen
- bewusst die Luft anhalten
Wundern Sie sich übrigens nicht, wenn Sie bei einem Wutanfall Ihres Kindes ebenfalls stinksauer werden und Schnappatmung oder Puls kriegen. Auch das ist völlig normal, wenn es die Sache auch nochmal deutlich anstrengender macht.
Ihre ziemlich anspruchsvolle Aufgabe bei einem Wutanfall des Kindes ist, zuerst die eigenen Gefühle zu bewältigen, dann Ihrem Kind verständnisvoll mit seinen zu helfen und am Ende ggf. zu trösten und zu zeigen, das Sie nicht böse wegen des Wutanfalls sind.
Warum bekommen Kleinkinder Wutanfälle?
Wenn Kleinkinder starke Wutanfälle bekommen, kann das folgende Gründe haben
- Überforderung und Frustration – Wenn Kleinkinder häufig die Erfahrung machen, dass ihre Arme zu kurz sind, sie insgesamt zu klein sind, die Schuhe trotz aller Bemühungen nicht selbst anziehen können und alle 5 Minuten irgendwas nicht dürfen, reagieren Kleinkinder frustriert. Dieser Frust führt oft zu Wutanfällen.
- Zu viele Regeln und Anweisungen / zu wenig Selbstbestimmtheit – Kinder brauchen über den Tag verteilt immer wieder Phasen in denen sie frei spielen und keine Regeln oder Anweisungen befolgen müssen, um entspannt bleiben zu können.
- Überreizung / zu wenig Ruhephasen– Zu viele Eindrücke vor allem auch durch Medien-/Bildschirmnutzung, aber auch durch zu viele Aktivitäten und Menschen im Alltag. Wenn von einer Aktivität zur nächsten gehetzt wird, gibt es zu wenig Möglichkeit zur Entspannung. Daher sollte es über den Tag verteilt immer wieder Kuschel- oder Vorlesezeiten geben, damit Kleinkinder sich ein wenig ausruhen können.
- Müdigkeit oder Hunger – Wer Hunger hat oder müde ist, ist leichter reizbar und hat eine kürzere Zündschnur.
- Zu wenig Bewegung – Bewegung hilft beim Abbau des ganz normalen Alltagsstress, wenn sie fehlt, kann der Stress zu viel werden.
- Zu wenig Aufmerksamkeit – Wenn Ihr Kind sich nicht genügend beachtet fühlt, kann es sein, dass es keine andere Möglichkeit sieht Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
- Wissen wollen, was „falsch“ und was „richtig“ ist – Kinder brauchen in immer wiederkehrenden Situation verlässliche immer gleiche Regeln. Sie müssen immer wieder hören, dass sie z. B. nicht auf die Straße laufen dürfen, um die Regel zu verstehen. Wer kann sonst wissen, ob das nur heute oder auch morgen und nächste Woche der Fall ist. Es ist wie beim Laufen lernen: Aufstehen, hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen… und das viele, viele Male bis es klappt.
Außerdem sind Wutausbrüche bei Kleinkinder besonders stark, weil sie mit ihren starken Gefühlen total überfordert sind. Sie wissen selbst gar nicht, was da grade eigentlich mit ihnen passiert, warum sie überhaupt so wütend sind und wie sie da wieder raus kommen sollen. Sie können nicht mehr zuhören, nichts mehr sagen, sondern oft nur noch stehen oder liegen und schreien.
Oft ist es auch eine Kombination aus den oben genannten Gründen. Besonders oft liegt es aus meiner Sicht daran, dass die alltäglichen Abläufe nicht kindgerecht sind und viel zu viel Zeit am Stück Regeln und Grenzen befolgt werden müssen.
Kleinkinder benötigen Anleitung und Führung in Form von konsequent umgesetzten Regeln und Grenzen, weil sie viele Abläufe, Ziele und Konsequenzen noch nicht überblicken und sie wünschen sich diese Anleitung bzw. Führung auch. Aber oft wird es einfach zu viel….
Sie müssen sich das ungefähr so vorstellen: Sie fahren mit einem fremden Auto in einer unbekannten Stadt auf eine vielbefahrene, unübersichtliche Kreuzung von zwei 4spurigen Straßen zu. Es sind jede Menge Radfahrer und Fußgänger unterwegs und kurz vor der Kreuzung gibt es eine Bushaltestelle und einen U-Bahn-Ausgang. Außerdem wissen Sie nicht so genau, wo Sie eigentlich hin müssen. Ihr Navi funktioniert irgendwie nicht. Eigentlich gibt es einen Ampel, doch die ist wohl auch kaputt und es sind auch keine Polizisten da, die den Verkehr regeln. Wie reagieren Sie? Denken Sie, Mist, warum geht die Ampel nicht, was mach ich denn jetzt, wo muss ich überhaupt hin und geraten in Stress? Oder denken Sie, super, endlich keine strengen Regeln und ich kann es machen wie ich will? Ich vermute, Sie wünschen sich die Ampel und das Navi würde funktionieren oder?
Ihrem Kind geht es genauso. Alle Situationen in denen es ein Ziel, eine Reihenfolge, einen Ablauf oder Konsequenzen gibt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt eintreten, sind für Ihr Kind eine neue Stadt mit unübersichtliche Kreuzungen für die es sich ein Navi und Ampeln wünscht. Muss ich noch erwähnen, dass Sie für Ihr Kind sowohl Navi als auch Ampel sind? In anderen Worten Sie leiten Ihr Kind an und führen es durch Situationen, mit denen es noch nicht alleine zurechtkommt.
Jetzt stellt sich Ihnen vielleicht die Frage, warum Kleinkinder dann so oft mit Wutausbrüchen auf Regeln und Grenzen reagieren, wenn sie sich doch Führung wünschen? Einerseits, weil sie ihre Bedürfnisse noch nicht kennen und nicht wissen, was sie wirklich brauchen.
Andererseits treten die Wutausbrüche auf, wenn es zu viele Regeln und Grenzen am Tag gibt. Ein Gefühlsausbruch bedeutet nicht, dass Ihr Kind sich keine Anleitung/Regeln/Grenzen wünscht, sondern dass ihm die Zahl der unübersichtlichen Kreuzungen zu viel ist. Es möchte zwischendurch auch mal anhalten, eine Pause haben und auf einer sicheren Wiese auf der es keine Ziele, Reihenfolgen, Abläufe und Konsequenzen gibt, ganz entspannt eine Runde spielen. Denn beim Spielen leitet Ihr Kind. Beim Spielen richten Sie sich ganz nach ihm, sie lassen es bestimmen was und wie gespielt wird. Gleiches gilt für Entscheidungen, die keine langfristigen Konsequenzen haben z. B. ob es die roten oder die grünen Socken anziehen möchte, jetzt, später oder gar nicht auf den Spielplatz gehen möchte (sofern Sie genug Zeit und keine anderen Verpflichtungen haben, auf die diese Entscheidung sich auswirken würde) oder ob es auf dem Schoß sitzen möchte oder nicht.
Stellen Sie sich vor, Sie müssten stundenlang in einer neuen Stadt mit zig Kreuzungen und Ampeln laut Anweisung des Navis fahren. Würden Sie nicht auch irgendwann die Nerven verlieren und keinen Bock mehr haben? Sie wissen natürlich, dass Ampeln und Navi Ihnen helfen, aber sind Sie deswegen nicht trotzdem genervt, wenn gefühlt alle Ampeln rot sind? Sie werfen sich vielleicht nicht auf den Boden und schreien, aber nur weil Sie mehr Selbstbeherrschung haben und wissen, dass es nichts bringt. Aber wahrscheinlich würden Sie irgendwann anhalten und völlig entnervt aussteigen.
Genau das macht Ihr Kind im Falle eines Wut- oder Gefühlsausbruchs: Es hält an und steigt völlig entnervt aus. Für Ihr Kind ist das Ganze noch deutlich anstrengender als für Sie, weil es oft das Ziel nicht erkennt oder versteht. Es fährt also durch die unbekannte Stadt mit den vielen Kreuzungen und weiß noch nicht mal warum! Und wenn Sie sehr genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass es viel mehr rote Ampeln im Alltag Ihres Kindes gibt als Ihnen bewusst ist und es sehr viele davon geduldig hinnimmt.
Klingt anstrengend? Das ist es, aber man kann es noch toppen. Stellen Sie sich vor, die Autofahrt findet bei Dunkelheit statt und Sie sind hundemüde, weil Sie die Nacht davor zu wenig geschlafen haben und schon den ganzen Tag Stress hatten. So ist es für viele Kinder abends zur Bettgehzeit. Dieser Zeitpunkt ist daher der schlechteste, um Abläufe und Regeln zu üben vor allem, wenn Ihr Kind nicht gewohnt ist angeleitet und geführt zu werden. Das ist auch der Grund, warum z. B. das Zähneputzen morgens oft viel problemloser verläuft als abends. In meinem Beispiel wäre es so: Sie fahren selten Auto, selten in der Stadt und nie nach Navi… und jetzt sollen Sie das alles bei Dunkelheit machen, wenn Sie einfach nur schlafen wollen.
Lebensmittel-Check für kleine Kinder
Was kleine Kinder (1. bis 5. Geburtstag) noch nicht essen dürfen für 0 € als PDF herunterladen.
Warum bekommen viele Kinder direkt nach der Kita einen Wutausbruch?
Kinder müssen in der Kita praktisch sehr viel kooperieren, still sitzen und Regeln und Anweisungen befolgen. Das ist sehr anstrengend für sie. Trotzdem „reißen sie sich zusammen“. Wenn sie aus der Kita abgeholt werden, müssen viele Druck ablassen und Stress abbauen. Bei einer engen Bezugsperson trauen sie sich das dann auch, weil sie keine Angst haben müssen, dass Mama oder Papa sie nicht mehr lieb haben, wenn sie so richtig wütend sind.
Eigentlich ist es also eine Ehre, wenn Sie den aufgestauten Stress aus der Kita abbekommen, auch wenn das sehr unangenehm sein kann. Am besten hilft es, wenn Sie nach der Kita viel Zeit für freies Spiel ohne Regeln und Grenzen oder eine Ruhephase zum Kuscheln oder Vorlesen einplanen.
Wie verhindere ich Wutanfälle bei meinem Kleinkind?
Die kurze Antwort ist: Am besten gar nicht.
Wut hilft uns sich für unsere Bedürfnisse und Dinge, die uns wichtig sind einzusetzen. Außerdem hilft sie Stress abzubauen. Nicht umsonst sagt man „ich musste Dampf ablassen.“, „ich bin fast geplatzt vor Wut“, „da ist mir die Hutschnur gerissen“, „es hat mir den Schalter rausgehauen“ oder „mein Zeiger war im dunkelroten Bereich“. Wut und Wutanfälle sollten daher nicht verhindert werden. Kleinkinder müssen auch mit Wut Erfahrungen sammeln und lernen, wie sie konstruktiv mit ihr umgehen können, ohne sich oder andere zu verletzen oder Dinge kaputt zu machen.
Sie können die Häufigkeit und Intensität bei Wutanfällen etwas reduzieren (also ein bisschen vorbeugen), sie vollständig zu verhindern ist aber weder sinnvoll noch empfehlenswert.
Wie kann ich Wutanfällen vorbeugen?
Die Möglichkeiten Wutanfällen bei Kleinkindern vorzubeugen ergeben sich aus den oben genannten Gründen für diese Wutanfälle.
Überforderung und Frustration können Sie vorbeugen, in dem Sie den Tagesablauf und die alltäglichen Abläufe kindgerecht gestalten.
Ein kindgerechter Tagesablauf sollte möglichst gleichbleibend und strukturiert sein. So weiß Ihr Kind immer was als nächstes kommt, kann sich darauf einstellen und ist nicht überrascht.
Abläufe sind kindgerecht, wenn sie in möglichst kleine Schritte herunter gebrochen werden, so dass Ihr Kind sie selbst machen kann ohne frustriert aufgeben zu müssen oder zusehen zu müssen, wie Sie ihm die Aufgabe abnehmen, weil es schon wieder etwas selbst nicht hinbekommt. Beispiel: Statt Ihrem Kind die Socke anzuziehen, stecken Sie sie nur ganz vorne auf dem Fuß. Ihr Kind kann die Socke dann weiter über den Fuß ziehen. An der Verse helfen Sie nochmal ein bisschen und Ihr Kind zieht die Socke dann bis ganz nach oben. So hat es das Gefühl die Socke ganz alleine angezogen zu haben.
Übernehmen Sie also keine Einzelschritte für Ihr Kind, die es schon alleine kann. Erklären Sie auch immer, was sie tun „Ich ziehe die Socke auseinander und jetzt stülpe sie über den Fuß“, das hilft Ihrem Kind beim Lernen.
Wenn Sie das bei allen typischen Alltagsabläufen wie beim Anziehen, Wickeln, Hände waschen, Baden, Haare kämmen/waschen, Essen usw. so machen, wird es zu weniger Wutanfällen kommen, weil Ihr Kind das Gefühl hat viel selbst machen zu können ohne überfordert oder frustriert zu sein.
Ja, das bedeutet, dass alles viiiiel länger dauert, aber es lohnt sich sehr. Etwas selbst geschafft zu haben macht Kinder zufrieden und ein zufriedenes Kind ist seltener wütend.
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Planen Sie über den Tag verteilt immer wieder Zeit für freies Spielen ohne Regeln und Anweisungen ein. So hat Ihr Kind nicht das Gefühl, dass es nie machen darf, was es will.
Um Überreizung zu vermeiden, können Sie über den Tag verteilt immer wieder Ruhephasen einplanen. Wenn Sie von einer Aktivität zur nächsten hetzen (selbst wenn es sich um Freizeitaktivitäten handelt) stresst Ihr Kleinkind das.
Sorgen Sie dafür, dass alle körperlichen Grundbedürfnisse Ihres Kindes wie Essen, Bewegung und Schlaf RECHTZEITIG erfüllt werden, nicht erst, wenn es schon halb verhungert, total hibbelig oder schon völlig übermüdet ist. Übrigens: Kleikindern, die tagsüber und vor allem abends viele Wutanfälle haben, fällt das Einschlafen schwerer, so dass es manchmal ziemlich lange dauern kann.
Schenken Sie Ihrem Kind Aufmerksamkeit bevor es das Gefühl hat, sie einfordern zu müssen.
Einer der wichtigsten Punkte ist, dass Sie Regeln und Grenzen richtig (!) festlegen, so dass sie Ihr Kind auch verstehen und einhalten kann. Das hört sich zwar eigentlich recht einfach an, ist es aber in der Praxis oft nicht. Die meisten Erwachsenen überschätzen, was Kleinkinder schon verstehen können… passiert mir, obwohl ich schon mehr als 30 Jahren übe auch immer noch, auch wenn ich es meistens schnell merke. Das liegt daran, dass die Kleinen schon früh den Eindruck machen, dass sie so gut wie alles verstehen. Sie verstehen aber überwiegend über den Kontext und die Körpersprache, nicht über die Worte.
Wenn Sie mit den Schuhen in der einen Hand und den Sandspielsachen in der anderen an der Tür stehen und fragen, ob Ihr Kind zum Spielplatz möchte, versteht es das, vor allem weil es die Schuhe und die Sandspielsachen sieht. Regeln und Grenzen bestehen aber meistens überwiegend oder sogar ausschließlich aus Worten und davon manchmal auch noch ziemlich vielen auf einmal. Sie sind für Kleinkinder daher oft nur schwer oder gar nicht zu verstehen.
Wenn Sie z. B. zu Ihrem Kind sagen „Wir gehen jetzt zur Kita, da treffen wir Sandra und Du kannst im Sandkasten spielen. Für Sandalen ist es heute zu kalt, Du musst die Turnschuhe und auch eine Jacke anziehen. Später hole ich Dich wieder ab, wir können zusammen spielen und dann kommt Papa nach Hause und wir essen zu Abend.“ Die Regel ist hier „Nein, keine Sandalen, sondern Turnschuhe“. Sie geht in den Ohren Ihres Kleinkindes wegen der vielen Worte aber völlig unter. Das ist auch der Fall, wenn zu ausschweifend darüber gesprochen wird, wie oder warum etwas zu tun ist. Ihr Kleinkind ist von zu viel Text überfordert und versteht nicht oder verpasst die Regel. Ihr Kleinkind hat noch nicht so viel Übung in Kommunikation, daher versteht es vieles noch nicht so richtig. Wenn eine Regel oder Grenze also „in zu viel Text versteckt“ ist, wird sie selten verstanden.
Ein anderes Beispiel ist: Ihr Kind möchte ein Eis. Sie sagen „Nein“. Ihr Kind beginnt zu quengeln, nörgeln oder zu schreien und Sie geben irgendwann nach und geben ihm doch ein Eis. Sie haben also eine Grenze gesetzt und gesagt, es gibt kein Eis, dann aber gab es doch eins. Wenn das selten vorkommt, ist es nicht so schlimm, aber wenn es öfter vorkommt, dass Sie „Nein“ sagen und dann doch „Ja“ ist das verwirrend für Ihr Kind. Wann ist etwas jetzt erlaubt und wann nicht? Wer soll sich da auskennen? Es wird also immer wieder in Frage stellen, ob ein „Nein“ auch wirklich „Nein“ bedeutet, wenn es häufig die Erfahrung macht, das „Nein“ eigentlich „vielleicht“ bedeutet oder sogar „Ja, wenn genug gemeckert wird.“ Ihr Kleinkind wird Ihr „Nein“ daher nicht als „Nein“ verstehen. Es kann ein „Nein“ nur dann verstehen, wenn es auch immer „Nein“ bedeutet.
Wenn Sie am Montag „Nein“ sagen, wenn Ihr Kind die Blumenerde aus einem Blumentopf räumen möchte und es am Dienstag gewähren lassen, ist das auch eine unklare Regel. Ihr Kleinkind wird weiter versuchen herauszufinden, ob es die Erde ausräumen darf oder nicht. Was ist der Unterschied? Warum ist es mal erlaubt und mal nicht? Ihr Kleinkind will nicht nur die Erde aus dem Topf räumen, sondern auch die Regel an sich verstehen. Es will wissen, was richtig und was falsch ist und wenn die Regeln unklar sind, wird es immer weiter ausprobieren, weil es verstehen will, ob etwas nun erlaubt ist oder nicht.
Hier noch ein anderes Bespiel zum Thema „Verstehen“: Wenn die Anweisung lautet „Lauf nicht beim Essen herum. Setz Dich jetzt auf Deinen Stuhl“ setzt das einiges voraus. Ihr Kind muss wissen, was „jetzt“ bedeutet (also sofort ohne weitere Zeit vergehen zu lassen), was ein Stuhl ist, außerdem was SEIN Stuhl ist, wo sich der Stuhl befindet, wie es zum Stuhl gelangen kann, was sich hinsetzen bedeutet und wie man sich hinsetzt. Selbst, wenn es alles verstanden haben sollte, ist es immer noch schwer, weil die Impulse von Kleinkindern sehr viel stärker sind als die von Erwachsenen. Das heißt für Kleinkinder ist es viel schwerer etwas nicht zu tun, als für Erwachsene. So betrachtet ziemlich kompliziert und schwierig oder?
Wie Sie sehen ist gar nicht so leicht Regeln und Grenzen so festzulegen, dass sie von einem Kleinkind verstanden und auch eingehalten werden können.
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Wie viele Wutausbrüche pro Tag sind normal?
Je nach Charakter und Tagesablauf des Kindes, können phasenweise auch 5 Wutanfälle pro Tag völlig normal sein.
Was tun, wenn ein Kleinkind schreit und sich nicht beruhigen lässt?
Dazu muss ich erst mal sagen: Das Ziel eines Wutanfalls ist nicht Beruhigung!
Stellen Sie sich vor, sie regen sich grade über irgendwas (die Arbeit, den Chef, die Schwiegermutter, was auch immer) so richtig auf. Sie wenden sich an eine Freundin, um ihr zu erzählen, was Ihnen grade so richtig stinkt und sie stellt Ihnen einen Tasse Tee hin und sagt „Reg Dich doch nicht so auf. Oh, schau mal ein Vogel, hast Du ihn gesehen?“. Ich weiß ja nicht, wie Sie so drauf sind, aber ich würde mich jetzt noch mehr aufregen. Kleinkindern geht es da nicht anders, sie wollen nicht beruhigt oder abgelenkt werden, wenn sie einen Wutanfall haben. Sie wollen und müssen die Wut rauslassen.
Wenn Sie auf einen Wutanfall mit Beruhigungsversuchen reagieren, lassen Sie ein paar sehr wichtige Schritte aus. Im schlechtesten Fall lernt Ihr Kind, dass es die Wut unterdrücken soll. Viele Erwachsene machen das und werden zur tickenden Zeitbombe, die bei der nächsten Gelegenheit so richtig explodiert, oder bekommen psychische Probleme, wenn sie ihre Gefühle dauerhaft unterdrücken.
Stellen Sie sich vor, sie springen so richtig hoch mit viel Schwung auf einem tollen großen Trampolin und würden versuchen in der nächsten Sekunde stehen zu bleiben. Das geeeht nicht :-)… ich weiß das, ich habe das als Teenager mal aus Versehen gemacht… hat so weh getan, dass mir schlecht geworden ist und ich 3 Wochen lang einen verstauchten Knöchel hatte. Sie müssen den Schwung langsam reduzieren und immer weniger hoch springen, dann erst können Sie aufhören zu springen.
Bei einem Wutanfall ist das auch so. Man kann nicht direkt von Wut zu Beruhigung übergehen, man braucht ein paar Zwischenschritte. Diese Zwischenschritte sind Verständnis und Wut rauslassen, erst im Anschluss kommt die Beruhigung.
Was sich jeder wütende Mensch – auch ein Kleinkind – wünscht, ist Zeit, Verständnis und wenn die Wut nachlässt vielleicht auch Trost. Und vor allem muss er die Möglichkeit haben die Wut herauszulassen. Anschließend wird er sich auch wieder beruhigen, das ist aber nicht das eigentlich Ziel, sondern nur so eine Art Nebeneffekt.
Das ist der Grund dafür, dass Sie nicht versuchen sollte Ihr Kind zu beruhigen, wenn es einen Wutanfall hat, Geben Sie ihm lieber Zeit, zeigen Sie Verständnis und helfen Sie ihm dabei seine Wut herauszulassen, dann wird es sich nach einiger Zeit auch beruhigen.
Auch strafen, drohen und schimpfen ist übrigens völlig sinnlos (und auch nicht sehr nett). Ihr Kind kann durch schimpfen nicht lernen, wie es mit seiner Wut zurecht kommen kann und kann während eines Wutanfalls auch gar nicht zuhören.
Kleinkinder wissen während eines Wutanfalls gar nicht wie ihnen geschieht, sie werden plötzlich von einem starken Gefühl überrollt, dass neu für sie ist und wissen oft gar nicht, was eigentlich der Grund dafür ist, geschweige denn was sie dagegen tun sollen.
Stellen Sie sich das mal vor, Sie sind aus Ihrer Sicht völlig überraschend stinksauer, das Herz klopft wild, Sie atmen schwer, können nicht aufhören zu weinen, das Blut steigt Ihnen in den Kopf, Sie schwitzen, können nicht mehr zuhören und haben keine Ahnung, was das ist und wie Sie da wieder rauskommen sollen. Und die einzige Personen, die Ihnen vielleicht helfen kann, steht neben Ihnen und schimpft mit Ihnen. Ziemlich schreckliche Vorstellung oder?
Und jetzt stellen Sie sich vor, Ihr liebster Mensch kümmert sich in diesem Moment verständnisvoll um Sie. Er bleibt ruhig und vermittelt Ihnen das Gefühl, dass diese komplett verrückte Sache völlig in Ordnung ist und er sich damit auskennt, so dass Sie sich sicher und nicht allein gelassen fühlen. Und wenn‘s vorbei ist, ist dieser Mensch nicht böse auf Sie weil Sie total ausgerastet sind und es so lang gedauert hat. Viel angenehmer, obwohl die Situation natürlich immer noch anstrengend ist oder?
Wann sind Wutanfälle bei Kleinkindern nicht mehr normal?
Aus meiner Sicht gibt es bei gesunden und altersgerecht entwickelten Kindern keine „unnormalen“ Wutanfälle. Manche Kinder haben mehr und stärkere Wutanfälle, andere weniger und schwächere. Das hängt vom Charakter des Kindes, dem Verhalten der Bezugsperson und dem Tagesablauf des jeweiligen Kindes ab.
Auch hauen, schlagen, treten und beißen sind grundsätzlich normal. Sie sind der Versuch Ihres Kindes mitzuteilen, was es möchte bzw. nicht möchte, auch wenn der Versuch etwas missglückt ist. Körperliche Reaktionen treten vor allem in der Zeit auf, in denen Kleinkinder noch nicht ausreichend gut sprechen können, um das was sie wollen auf diesem Weg ausdrücken zu können. Die Kleinen meinen es nicht böse, wenn sie z. B. beißen. Sie können ihre Handlungen nicht kontrollieren, sie suchen einfach nur verzweifelt nach einem Ventil für die Wut.
Wenn Sie aber den Eindruck haben, dass die Wutanfälle sehr häufig auftreten, sehr lange dauern (länger als 15 – 20 Minuten) und regelmäßig Verletzungsgefahr besteht, sollten Sie sich Hilfe holen.
Fazit: Wie geht man mit Wutanfällen bei Kleinkindern um?
Zusammengefasst bedeutet das, am besten gehen Sie so mit Wutanfällen bei Kleinkindern um:
- Gehen Sie wenn möglich an einen ruhigen Ort.
- Nehmen Sie sich Zeit.
- Zeigen Sie Verständnis.
- Helfen Sie Ihrem Kind die Wut herauszulassen, ohne dass jemand verletzt wird oder etwas kaputt geht.
- Bleiben Sie in der Nähe, falls Ihr Kind Sie braucht.
- Ignorieren Sie gut gemeinte Ratschläge anderer Menschen.
- Trösten Sie Ihr Kind, wenn es das möchte (viele möchten es mitten in einem Wutanfall aber nicht, sondern erst danach).
- Zeigen Sie Ihrem Kind nach dem Wutanfall, dass sie es trotzdem lieb haben.
Wenn es darum geht wie oft und intensiv Kinder in der Autonomiephase Wutanfälle bekommen, machen „mehr Zeit nehmen/geben“ und „verstehen“ den größten Unterschied.
Mit „verstehen“ meine ich, verstehen was Ihr Kind sowohl körperlich als auch psychisch schon kann und was noch nicht und warum es so ist wie es ist. Wenn Sie das verstehen und Ihren Alltag entsprechend anpassen, wird die Autonomiephase entspannter verlaufen – sowohl für Sie und vor allem auch für Ihr Kind.
Lebensmittel-Check für kleine Kinder
Was kleine Kinder (1. bis 5. Geburtstag) noch nicht essen dürfen für 0 € als PDF herunterladen.
Häufig gestellte Fragen
Die Trotz- bzw. Autonomiephase beginnt meist mit ca. ca. 1,5 – 2 Jahren
Wutanfälle sind oft mit ca. 3 Jahren am schlimmsten. Die Autonomiephase beginnt oft mit ca. 1,5 – 2 Jahren und endet mit ca. 4/5 Jahren. Mit ca. 3 Jahren erreicht sie bei vielen Kindern ihren Höhepunkt.
Bei den meisten Kindern dauert die Autonomiephase bis sie ca. 4/5 Jahre alt sind.
Wenn Kleinkinder starke Wutanfälle haben, kann das folgende Gründe haben
- Überforderung und Frustration – Wenn Kleinkinder häufig die Erfahrung machen, dass ihre Arme zu kurz sind, sie insgesamt zu klein sind, die Schuhe trotz aller Bemühungen nicht selbst anziehen können und alle 5 Minuten irgendwas nicht dürfen, reagieren Kleinkinder frustriert. Dieser Frust führt oft zu Wutanfällen.
- Zu viele Regeln und Anweisungen / zu wenig Selbstbestimmtheit – Kinder brauchen über den Tag verteilt immer wieder Phasen in denen sie frei spielen und keine Regeln oder Anweisungen befolgen müssen, um entspannt bleiben zu können.
- Überreizung / zu wenig Ruhephasen– Zu viele Eindrücke vor allem auch durch Medien-/Bildschirmnutzung, aber auch durch zu viele Aktivitäten und Menschen im Alltag. Wenn von einer Aktivität zur nächsten gehetzt wird, gibt es zu wenig Möglichkeit zur Entspannung. Daher sollte es über den Tag verteilt immer wieder Kuschel- oder Vorlesezeiten geben, damit Kleinkinder sich ein wenig ausruhen können.
- Müdigkeit oder Hunger – Wer Hunger hat oder müde ist, ist leichter reizbar und hat eine kürzere Zündschnur.
- Zu wenig Bewegung – Bewegung hilft beim Abbau des ganz normalen Alltagsstress, wenn sie fehlt, kann der Stress zu viel werden.
- Zu wenig Aufmerksamkeit – Wenn Ihr Kind sich nicht genügend beachtet fühlt, kann es sein, dass es keine andere Möglichkeit sieht Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
- Wissen wollen, was „falsch“ und was „richtig“ ist – Kinder brauchen in immer wiederkehrenden Situation verlässliche immer gleiche Regeln. Sie müssen immer wieder hören, dass sie z. B. nicht auf die Straße laufen dürfen, um die Regel zu verstehen. Wer kann sonst wissen, ob das nur heute oder auch morgen und nächste Woche der Fall ist. Es ist wie beim Laufen lernen: Aufstehen, hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen… und das viele, viele Male bis es klappt.
Außerdem sind Wutausbrüche bei Kleinkinder besonders stark, weil sie mit ihren starken Gefühlen total überfordert sind. Sie wissen selbst gar nicht, was da grade eigentlich mit ihnen passiert, warum sie überhaupt so wütend sind und wie sie da wieder raus kommen sollen. Sie können nicht mehr zuhören, nichts mehr sagen, sondern oft nur noch stehen oder liegen und schreien.
Aus meiner Sicht gibt es bei gesunden und altersgerecht entwickelten Kindern keine „unnormalen“ Wutanfälle. Manche Kinder haben mehr und stärkere Wutanfälle, andere weniger und schwächere. Das hängt vom Charakter des Kindes, dem Verhalten der Bezugsperson und dem Tagesablauf des jeweiligen Kindes ab.
Auch hauen, schlagen, treten und beißen sind grundsätzlich normal. Sie sind der Versuch Ihres Kindes mitzuteilen, was es möchte bzw. nicht möchte, auch wenn der Versuch etwas missglückt ist. Körperliche Reaktionen treten vor allem in der Zeit auf, in denen Kleinkinder noch nicht ausreichend gut sprechen können, um das was sie wollen auf diesem Weg ausdrücken zu können. Die Kleinen meinen es nicht böse, wenn sie z. B. beißen. Sie können ihre Handlungen nicht kontrollieren, sie suchen einfach nur verzweifelt nach einem Ventil für die Wut.
Wenn Sie aber den Eindruck haben, dass die Wutanfälle sehr häufig auftreten, sehr lange dauern (länger als 15 – 20 Minuten) und regelmäßig Verletzungsgefahr besteht, sollten Sie sich Hilfe holen.
Am besten gehen Sie so mit Wutanfällen bei Kleinkindern um:
- Gehen Sie wenn möglich an einen ruhigen Ort.
- Nehmen Sie sich Zeit.
- Zeigen Sie Verständnis.
- Helfen Sie Ihrem Kind die Wut herauszulassen, ohne dass jemand verletzt wird oder etwas kaputt geht.
- Bleiben Sie in der Nähe, falls Ihr Kind Sie braucht.
- Ignorieren Sie gut gemeinte Ratschläge anderer Menschen.
- Trösten Sie Ihr Kind, wenn es das möchte (viele möchten es mitten in einem Wutanfall aber nicht, sondern erst danach).
- Zeigen Sie Ihrem Kind nach dem Wutanfall, dass sie es trotzdem lieb haben.
So reagieren Sie am besten auf ein wütendes Kind:
- Gehen Sie wenn möglich an einen ruhigen Ort.
- Nehmen Sie sich Zeit.
- Zeigen Sie Verständnis.
- Helfen Sie Ihrem Kind die Wut herauszulassen, ohne dass jemand verletzt wird oder etwas kaputt geht.
- Bleiben Sie in der Nähe, falls Ihr Kind Sie braucht.
- Ignorieren Sie gut gemeinte Ratschläge anderer Menschen.
- Trösten Sie Ihr Kind, wenn es das möchte (viele möchten es mitten in einem Wutanfall aber nicht, sondern erst danach).
- Zeigen Sie Ihrem Kind nach dem Wutanfall, dass sie es trotzdem lieb haben.
Das können Sie tun, wenn Ihr Kind vor Wut komplett ausrastet:
- Gehen Sie wenn möglich an einen ruhigen Ort.
- Nehmen Sie sich Zeit.
- Zeigen Sie Verständnis.
- Helfen Sie Ihrem Kind die Wut herauszulassen, ohne dass jemand verletzt wird oder etwas kaputt geht.
- Bleiben Sie in der Nähe, falls Ihr Kind Sie braucht.
- Ignorieren Sie gut gemeinte Ratschläge anderer Menschen.
- Trösten Sie Ihr Kind, wenn es das möchte (viele möchten es mitten in einem Wutanfall aber nicht, sondern erst danach).
- Zeigen Sie Ihrem Kind nach dem Wutanfall, dass sie es trotzdem lieb haben.
Kleinkinder lernen durch Nachahmung und Übung ihre Wut zu regulieren. Sie können Ihrem Kleinkind also zeigen bzw. vormachen, wie es richtig geht und wenn es oft genug geübt hat, wird es lernen, wie es mit seiner Wut umgehen kann.
Wutanfälle bei Kleinkindern sind ein Zeichen dafür, dass Ihr Kind sich ganz normal entwickelt. Es lernt, dass es ein eigenständiger Mensch ist, der einen eigenen Willen hat und möchte so viel wie möglich selber machen. Wenn es diesen Willen nicht richtig ausdrücken kann (weil es noch nicht ausreichend sprechen kann) oder durchsetzen kann oder „das selber machen nicht auf die Reihe bekommt“, kommen starke Gefühle in ihm hoch, die es einfach überrollen ohne dass es etwas dagegen tun kann. Es muss diese Gefühle zunächst kennenlernen und dann verarbeiten lernen muss.
Kleinkinder haben starke Wutanfälle fast immer nur, wenn enge Bezugspersonen anwesend sind. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass sie viel Vertrauen zu diesen Bezugspersonen haben. Das Kind vertraut darauf, dass es von diesen Bezugspersonen geliebt wird, auch in dem Momenten in denen es furchtbar wütend ist.
Das Ziel eines Wutanfalls ist nicht Beruhigung! Stellen Sie sich vor, sie regen sich grade über irgendwas (die Arbeit, den Chef, die Schwiegermutter, was auch immer) so richtig auf. Sie wenden sich an eine Freundin, um ihr zu erzählen, was Ihnen grade so richtig stinkt und sie stellt Ihnen einen Tasse Tee hin und sagt „Reg Dich doch nicht so auf. Oh, schau mal ein Vogel, hast Du ihn gesehen?“. Ich weiß ja nicht, wie Sie so drauf sind, aber ich würde mich jetzt noch mehr aufregen. Kleinkindern geht es da nicht anders, sie wollen nicht beruhigt oder abgelenkt werden, wenn sie einen Wutanfall haben. Sie wollen und müssen die Wut rauslassen.
Wenn Sie auf einen Wutanfall mit Beruhigungsversuchen reagieren, lassen Sie ein paar sehr wichtige Schritte aus. Im schlechtesten Fall lernt Ihr Kind, dass es die Wut unterdrücken soll. Viele Erwachsene machen das und werden zur tickenden Zeitbombe, die bei der nächsten Gelegenheit so richtig explodiert, oder bekommen psychische Probleme, wenn sie ihre Gefühle dauerhaft unterdrücken.
Was sich jeder wütende Mensch – auch ein Kleinkind – wünscht, ist Zeit, Verständnis und wenn die Wut nachlässt vielleicht auch Trost. Und vor allem muss er die Möglichkeit haben die Wut herauszulassen. Anschließend wird er sich auch wieder beruhigen, das ist aber nicht das eigentlich Ziel, sondern nur so eine Art Nebeneffekt.
Es geht bei einem Wutanfall nicht darum, die Wut in den Griff zu bekommen, sondern sie herauszulassen ohne sich selbst oder andere zu verletzten und auch möglichst ohne dass etwas kaputt geht. Kleinkinder müssen erst lernen, wie das zu schaffen ist.
Hinter der Wut bei Kleinkindern können unerfüllte Bedürfnisse z. B. nach Aufmerksamkeit, Orientierung, Führung, Verständnis, Struktur, Ordnung, Vorhersehbarkeit, Verlässlichkeit, Selbstbestimmtheit, aber auch das Bedürfnis nach Essen, Bewegung oder Schlaf stehen.
3jährige Kleinkinder befinden sich auf dem Höhepunkt der Autonomiephase. Je nach Charakter und Tagesablauf des Kindes, können phasenweise auch 5 Wutanfälle pro Tag völlig normal sein.
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Kommentare
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Hallo, ich bin Barbara Eder.
Als Ernährungsberaterin bin ich auf Schwangere und Kinder spezialisiert. Mein umfangreiches Expertenwissen und meine Erfahrung aus der ehrenamtlichen Unterstützung von Familien mit Neugeborenen im ersten Lebensjahr - seit 2014 - teile ich in meinen Blogartikeln, in meinem Newsletter und natürlich in meinen Produkten.
Mein Ziel ist es, möglichst vielen Kindern gleich von Anfang an einen guten Start mit einer gesunden Ernährung zu verschaffen, die einfach ist und schmeckt. Wichtig ist mir dabei, dass der Ernährungsalltag in den Familien unbeschwert und stressfrei bleibt und die besten Grundlagen für das Erwachsenenalter gelegt werden.